03.09.2021

Der Monats Talk September mit ajaa!

ajaa! oder warum Krise auch gut sein kann

ajaa_Logo_DE_freigestellt.pngDer Gründer von ajaa war zu Gast bei unserer nächsten Video Talk Runde mit coolen Unternehmen aus dem Ökogeschirr Kosmos. Dabei hat uns Raphael Stäbler seine interessante Geschichte erzählt. Zustande gekommen ist ein spannendes Gespräch über die Besonderheiten des Biomarktes, die Begeisterung für nachhaltiges Geschirr und was man in der Krise alles lernt.

Oli: Euer Name ist ajaa!. Steht das für etwas Besonderes?
Raphael: Das tut es in der Tat. ajaa! ist finnisch und bedeutet mehr oder weniger etwas vorantreiben oder etwas bewegen. Es hat nichts mit unseren Produkten zu tun, sondern soll unsere Haltung zum Ausdruck bringen. Wir wollen immer bei der Sache bleiben und immer vorwärts gehen. Und vielleicht so ein bisschen der Ausruf, wenn uns mal wieder etwas Neues eingefallen ist 😉

Carsten: Ok, das steht schon mal für den richtigen Gründergeist. Aber wieso bist du dann gerade im Geschirrbereich unterwegs? Da gibt es doch bestimmt spannendere Felder, oder?
Raphael: Naja, wenn man mal bedenkt, wieviel Öl verbraucht wird, um Geschirr aus Plastik herzustellen, dann ist das schon eine spannende Aufgabe. Wir sind inzwischen fast 10 Jahre alt und das Thema verfolgt mich schon seit dem Studium. Ich bin Wirtschaftsingenieur und in einer Studienarbeit habe ich mich mit diesem Problem auseinandergesetzt. Ein guter Freund von mir hat eine Fertigung von Haushaltswaren und so lag es nahe, dass wir hier einen Ansatzpunkt hatten. Es blieb aber erstmal eine Art Hobby, doch 2012 fiel der Startschuss und ich habe ajaa! gegründet. Das Thema ließ mich einfach nicht los und ich wollte etwas bewegen. Es folgten einige Jahre mit Auf und Ab sowie dem ersten Produkt, der Naturbox. Damit gelang uns der Markteintritt in Unverpackt Läden, darauf folgten dann Bioläden. 2016 brachten wir dann unseren Bestseller, die Brotbox auf den Markt und die hat uns den Durchbruch verschafft. Seit dem entwickeln wir unser Sortiment stetig weiter und komplettieren Stück für Stück alle Geschirrarten. Das ist sozusagen unsere ajaa! Evolution 😉

Oli: Und produziert ihr selbst? Wenn ich das richtig verstanden habe, dann verwendet ihr Zuckerrohr als Basis?
Raphael: Nein, produzieren tun wir nicht. Das ist für unsere Größenordnung nicht sinnvoll und in dem Sinne auch nicht unsere Kernkompetenz. Wir haben einen tollen Partner direkt in Nähe und wir können somit lokal produzieren. Somit lassen wir in Lohnarbeit fertigen und bleiben flexibel. Die Werkzeuge entwickeln wir dennoch selbst. Die Basis für unser Material ist tatsächlich Zuckerrohr, welches dann als sogenannter Biokunststoff im Spritzgussverfahren zu unseren Produkten wird. Da mussten wir uns Step by Step herantasten, da bei diesem Material andere Parameter gelten als bei herkömmlichem Granulat. Wenn da die Konsistenz nicht stimmt, guckt man normalerweise in eine Tabelle und ändert einige Werte und es stimmt wieder. Aber mit dem Biokunststoff ist das eher Trial and Error. Ich habe in meinem Büro eine ganze Sammlung von Fehlschlägen. Dennoch hat es sich gelohnt, denn wir haben jetzt ein tolles ökologisches Produkt, das genauso gute Eigenschaften hat wie herkömmlicher Kunststoff aus Öl.

Carsten: Euer Design spricht ja auch eine eigene Sprache. Woran orientiert ihr euch da?Raphael: Im Grunde versuchen wir es möglichst schlicht zu halten, denn die Funktion soll im Vordergrund stehen und je komplexer die Form ist, umso aufwändiger ist auch die Produktion. Was aber immer dabei sein muss, ist unser Blatt. Ohne Blatt kein ajaa! 😉Bild1 (2).png

Virtueller Coffeetalk mit Carsten, Oli und Raphael von ajaa! (im Uhrzeigersinn)

Oli: Ok, verstehe, aber selbst das tollste Produkt verkauft sich nicht von allein. Wie sieht euer Vertriebskonzept aus?
Raphael: Das steht tatsächlich auf mehreren Säulen. Am Anfang haben wir uns sehr auf den Großhandel konzentriert, da dieser die Schnittstelle zum Markt besitzt und auch in der Logistik einfach Vorteile hat. Nach und nach kamen dann auch einzelne größere Kunden dazu, die wir selbst gewonnen haben. So sind z.B. unsere Produkte in vielen Baby One Märkten zu finden. Darauf sind wir sehr stolz. Und auch die Unverpacktläden sind immer noch unsere Kunden. Seit 2014 haben wir dann unseren Online-Shop in Betrieb. Damit richten wir uns an die Endverbraucher. Damit fingen wir ganz klein an, einfach als neues Spielfeld wo wir viel ausprobieren konnten. Das wuchs aber von Jahr zu Jahr, so dass wir inzwischen 50% unseres Umsatzes darüber generieren. Da hat uns natürlich auch durch die Corona Krise ein wenig geholfen, denn die Haushaltswarengeschäfte mussten schließen und die Bioläden konzentrierten sich auf den Foodbereich, da die Nachfrage da so groß war. Unser Online-Shop lief zu dem Zeitpunkt schon ein paar Jahre, so dass wir hier dann voll darauf setzen konnten. Daher stimmte der Satz, in jeder Krise steckt auch eine Chance, für uns mal richtig. Schließlich können unsere Produkte auch über Amazon bezogen werden. Aber naja, ihr wisst schon … 😉

Oli: Das lassen wir mal so stehen. Apropos Online-Shop, da ist ja eine gute Produktpräsentation essentiell. Macht ihr das alles selbst?
Raphael: Ja, das tun wir. Wir pflegen den Shop, machen die Bilder selbst und die Verwaltung. Das ist uns wichtig, denn wenn wir diese Kompetenz im Hause haben, dann sind wir auch unabhängig. Dennoch ist es so, dass da bestimmt noch Luft nach oben ist, aber naja, unser Auftritt spiegelt unsere Art wider. Schwäbisch, bodenständig, klar.

Carsten: Sodele, wir kommen auch langsam auf die Zielgerade. Ihr seid ja schon ein etwas älteres Start up und habt so einiges erlebt. Daher die Frage: „Was war euer größtes Fuck up in der Zeit?“.
Raphael: (lacht) Hm, da muss ich ein bisschen überlegen. Doch da fällt mir etwas ein. Ist wahrscheinlich ein klassischer Fuck up bei vielen Start ups. Wenn du wächst, dann muss dieses Wachstum ja auch bewältigt werden. Also wollte ich Leute einstellen, die mir helfen. Das habe ich unter dem Druck aber nicht sorgfältig genug gemacht und die falschen Leute eingestellt. So lang die Sonne schien lief es noch ok, aber als dann erste Krisenwolken aufzogen, habe ich gemerkt, dass die falschen Leute dir eher Energie abziehen als dir zurückgeben. Das ist einfach unschön, also mussten wir uns dann wieder trennen und ich musste von vorne anfangen. Aber lessons learned, in einem kleinen Team zählen soziale Kompetenzen einfach mehr und da habe ich dann drauf geachtet. Wir sind inzwischen 4 Leute und es passt richtig gut. Von daher, falsche Entscheidungen passieren, aber man kann alles korrigieren und aus den Fehlern lernen.

Oli: Das ist doch eine wertvolle Erkenntnis. Damit kommen wir auch schon zum Schluss, daher noch eine letzte Frage. Was haben wir noch nicht über dich und ajaa! erfahren? Was macht dich und ajaa! wirklich aus?
Raphael: Oh, ok, zum Schluss noch ein kleiner Pitch. Also, was mir und uns wirklich wichtig ist, dass wir auch wirklich das leben, was wir kommunizieren. Es geht uns darum, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen und wenn das jeder macht, ist viel gewonnen. Daher stand bei uns das Prinzip Cradle to Cradle im Vordergrund, also das dieses Kreislaufprinzip auch von uns selbst gelebt wird. So packen wir unsere Produkte z.B. in einem Tütle (Anm. der Redaktion: die gibt es auch zu kaufen, tuetle.de) ein, welche organisch abbaubar ist. Diese kann unser Kunde dann auch noch einmal als Abfallbeutel nutzen und ihr somit ein zweites Leben schenken. Wir nehmen dazu unsere soziale Verantwortung ernst. Einen Teil unserer Produkte lassen wir in einer Behindertenwerkstatt hier um die Ecke montieren und sorgen somit für sinnvolle Beschäftigung. Dafür haben dann sogar den VR Innovationspreis erhalten und sind im Bereich CSR als sozial engagiert vom Lea Mittelstandspreis ausgezeichnet. Unser Ministerpräsident Herr Kretschmann war daher sogar bei uns.

Carsten: Sehr gutes Schlusswort. Vielen Dank für das spannende Gespräch und weiterhin viel Erfolg.

Wer die Produkte von ajaa! erwerben möchte, bei Ökogeschirr.de gibt es sie natürlich im Bereich Mehrweg in den entsprechenden Unterkategorien (Geschirr, Für Kids und Lunchboxen). Aber es kommt noch besser, wir werden sie als Brand des Monats Oktober noch einmal ausführlich vorstellen, inklusive einer tollen Rabattaktion. Schaut also wieder rein. Wir finden Raphael ist ein toller, engagierter und authentischer Gründer, der es wert ist, unterstützt zu werden. Was meint ihr? Gefällt euch ajaa!? Schreibt es in die Kommentare.

Bis zum nächsten Blog,

Oli & Carsten

Admin - 11:33:56 @ Allgemein, Mehrweg, Partner | Kommentar hinzufügen